Ein Grund dafür könnte die schwindende Motivation sein, wenn wir in eine Trainingseinheit mit Carolina Kostner oder Thomas Werner eingeteilt werden und somit als Störfaktor und Nichtskönner angesehen werden. Auch könnte es daran liegen, dass wir die Regeln unserer Trainerin und des Sportinternats nicht ganz so ernst nehmen und zur Not spät abends den Balkon zum Zimmer hochklettern.
Morgens um acht Uhr auf dem Eis zu stehen (aufgewärmt und in Topform natürlich) ist da doch etwas viel verlangt.
Auch untereinander herrscht unterschiedliche Atmosphäre, da der Altersunterschied zwischen uns Läuferinnen ziemlich groß ist. So bilden sich zwei Gruppen und damit auch Konfliktpotential, dass allen voran ich gerne ausschöpfe. Wenn Unterwäsche von den jüngeren Mädels an der Wandbeleuchtung im Hotelflur hängen, kann man davon ausgehen, dass es sich um meine Idee handelt. Des öfteren kam es vor, dass wir den Schlüssel zum abgeschlossenen Zimmer der jüngeren Mädchen versteckten, während diese auf dem Eis waren. Als diese dann mit einem Eislauf-Mami unser Training in der Halle unterbrachen, um die Trainerin darüber zu informieren, dass ihre Tochter unseretwegen vor verschlossener Türe stand, musste ich mir umgehend die Schlittschuhe ausziehen, um den Schlüssel in unserem Zimmer zu holen.
Mit der Zeit wurden wir jedoch älter und das Ärgern der jüngeren Mädchen war nicht mehr die im Vordergrund stehende Tätigkeit.
Ist ja nicht so, dass wir ordentlich wären... |
Da das Internat in Oberstdorf und und unsere Trainerin im Hotel in Herisau eine Nachtruhe vorschreibt - die zwar alters entsprechend variiert, aber trotzdem nicht unseren Vorstellungen entspricht - mussten Ideen her, diese zu umgehen. Eine Möglichkeit ist es, sich beim Gute-Nacht-sagen unserer Trainerin (was echt süss ist, da sie uns alle dabei in den Arm nimmt) ins Bett zu legen und sich anschließend wieder raus zu schleichen. Auch als tauglich erwies sich nach einem Testdurchlauf die Methode Kleidung unter die Decke zu stopfen und so drei schlafende Gestalten vorzugaukeln, die keine Nachtumarmung mehr brauchen.
Ein nächtlicher Ausflug in Oberstdorf... |
...und der Morgen danach. |
Der Nachteil in Herisau jedoch ist, dass das Polizeipräsidium nur zwei Strassen von unserer Unterkunft entfernt liegt. Bei nächtlichem Gesang und den Äpfeln, die wir aus dem Fenster auf die Strasse geworfen haben, bereitete uns dies in einer Woche (vor zwei Jahren, glaube ich) ziemliche Probleme. Als zwei Beamten im Wagen vor dem Hotel hielten und Anstalten machten, hoch zu kommen, versteckten wir uns allesamt im obersten Stock des Hotels, bis sie ihr mahnendes Gespräch mit unserer Trainerin beendet hatten. Aufgehört Dinge aus dem Fenster zu werfen haben wir aber nicht. Zu witzig war der Anblick, wenn Fizzers auf den Autos zersprangen und Farbflecken bildeten.
Um nun doch noch einmal zum Zweck dieser Woche zu kommen: Trainiert wird drei mal Täglich d.h. morgens, mittags und abends. Zwischen den Einheiten haben wir freie Zeit zur Verfügung, die wir - wie ja bereits erläutert - sinnvoll und ausgesprochen vernünftig nutzen.